„Bei meiner Rückkehr nach Muggensturm kann ich niemals gewinnen“, davon ist Jean-Michel Saive felsenfest überzeugt – obwohl der ehemalige Weltranglistenerste in seiner glanzvollen Karriere 151 Titel und Medaillen abräumte. Der drahtige Belgier fühlt sich zwar weiterhin „physisch fit, aber sechs schwere Turniere hintereinander stehe ich nicht mehr durch“, blickt die belgische Tischtennis-Legende auf die bundesweite Champions Tour voraus. „Am ersten Tag in Ebermannstadt hatte ich die besten Chancen. Vielleicht noch am zweiten in Fürstenfeldbruck, aber danach …“, ulkte Saive bereits vor der anstrengenden Woche bis Sonntag.

Jean-Michel Saive
Der Belgier Jean-Michael Saive will diesmal in Muggensturm mit dem Schweden Jörgen Persson an der Platte zaubern.

Der 48-Jährige dürfte dann eher wieder dringend ab 18 Uhr die Rot-Kreuz-Helfer benötigen, die ihn schon beim ersten Gastspiel in der Wolf-Eberstein-Halle notärztlich auf dem Boden versorgten. Bei der Tischtennis-Show mit seinem Bruder Philippe begeisterten die Nationalspieler 2015 beim Jubiläums-Event des TTC Muggensturm mit spektakulären Ballwechseln und zahllosen heiteren Einlagen. Die Saives ließen keinen Gag an der Platte aus und mimten daher auch gerne den sterbenden Pingpong-Schwan …

Einen neuen kongenialen Partner bei der Champions Tour hat der sechsfache Olympia-Teilnehmer bereits erkoren: „Dann muss ich die Show diesmal wohl mit Jörgen machen!“ Jörgen hat sogar schon siebenmal bei Olympia teilgenommen und heißt mit Nachnamen Persson. Der humorvolle Schwede war fünfmal Weltmeister und hat ein noch größeres Altersproblem als Saive: Der Tischtennis-Opa ist bereits 52, verpasste allerdings selbst mit 42 in Peking als Vierter nur hauchdünn Bronze bei Olympia!

Die beiden beliebten alten Kämpfer kapitulieren aber nicht vor den vier übermächtigen Konkurrenten. „Gegen Stefan Fegerl habe ich noch aktiv gespielt und gewonnen – vor fünf Jahren war ich aber besser und er schlechter“, schränkt Saive mit Blick auf den österreichischen Nationalspieler ein, der zusammen mit Timo Boll Borussia Düsseldorf in den vergangenen Wochen zum Triple aus Champions League, Meisterschaft und Pokal führte. Fegerl hat auch der nominell Beste im Feld auf der Rechnung: „Als Favoriten würde ich mich nicht sehen, obwohl ich in der Weltrangliste am weitesten vorne stehe. Stefan ist gerade in Topform“, sieht sich Ruwen Filus gewarnt.

Der Fuldaer steht bei den Laien im Schatten von Boll und Dimitrij Ovtcharov – doch Tischtennis-Gourmets schnalzen bei ihm mit der Zunge. Schließlich gilt der deutsche Team-Vizeweltmeister als weltbester Abwehrspieler! Keiner bringt längst verloren geglaubte Schmetterbälle wieder so mit Unterschnitt zurück auf den Tisch wie der geschmeidige 30-Jährige, der zudem plötzlich fulminant mit der Vorhand attackieren kann. Der Weltranglisten-21. will natürlich „am Schluss ganz oben auf dem Treppchen stehen“ und legte mit Siegen bei den ersten beiden Turnieren auch den Grundstein dazu. Filus weiß indes von alten Videos: „Auch gegen Saive und Persson muss ich aufpassen. Sie haben früher immer sehr clever und gut gegen Abwehr gespielt.“

Das sechsköpfige Topfeld ergänzen die deutsche Nachwuchshoffnung Kilian Ort und der vierfache Mixed-Europameister Aleksandar Karakasevic, die für die verletzten Jakub Dyjas und Steffen Mengel einspringen. „King Kara“ ist bei den Fans besonders beliebt. Er wirkte nie wie ein austrainierter Athlet, machte aber stets vieles mit seinem genialen Händchen und Zauberschlägen wett. Der Bad Königshofener Kilian Ort sorgte bei der deutschen Einzel-Meisterschaft für Aufsehen, als der 21-Jährige erst im Finale von Timo Boll gestoppt wird.

Bei der Veranstaltung des TTC Muggensturm (Hallenöffnung um 16.30 Uhr) hat selbst einer der Schiedsrichter WM-Format: Christoph Geiger. Der Bezirksklassen-Spieler des TV Bühl freut sich wie viele Fans „besonders auf Ruwen Filus, den ich als Deutscher bei Weltmeisterschaften noch nie zählen durfte. Bei ihm entstehen dank seiner spektakulären Abwehrbälle immer tolle Spiele“.

Auch wenn im Finale der Champions Tour doppelt so viele Punkte wie bei den fünf Vorturnieren zu gewinnen sind, soll ab 18 Uhr der Show-Charakter im Vordergrund stehen. „Ich drücke schon mal bei ein paar Tricks und Einlagen die Augen zu“, will auch Schiedsrichter Geiger bei den gleichzeitig ausgetragenen Vorrunden-Duellen an zwei Tischen nicht immer bierernst bleiben. Und Saive verspricht: „Ich bin auf Filus gespannt. Das gibt garantiert tolle Rallyes“ – natürlich nur, falls ihn die Rot-Kreuz-Sanitäter zwischendurch nach ellenlangen Ballwechseln wiederbeleben können.

Ruwen Filus
Der weltbeste Abwehrspieler Ruwen Filus hat die beiden ersten Turniere der Champions Tour gewonnen.

Zahlreiche Infos zu den Spielern und zum Finale der Champions Tour finden sich unter:
www.ttc-muggensturm.de