Die Pflege des Klodeckels vor dem ersten WM-Spiel hat gefruchtet: Thomas Ockert wienerte den weißen Deckel mit seinem Schwamm und dem Pflegemittel für seinen Tischtennisschläger – danach war der Klodeckel perfekt rein und bereit, um bei jedem Ballwechsel treue Dienste zu leisten. Entsprechend trumpfte „Ocki“ fast wie mit seinem normalen Schlägerholz auf und wurde am Aschermittwoch zum zweiten Mal Weltmeister bei der Fasnachts-WM des TTC Muggensturm.
Meisterhaften Umgang mit dem Klodeckel beweisen die Medaillengewinner der WM: Thorsten Büchler (von links), Weltmeister Thomas Ockert und Rekordchampion Uli Deisinger.
Der frühere Bratpfannen-Champion, der 2013 den ersten Titel überhaupt bei dieser Spaß-WM gewonnen hatte, musste erbitterten Widerstand brechen: Wie gewohnt galt Rekordweltmeister Uli Deisinger mit jedem Spielgerät, das den Tischtennisschläger ersetzt, als Topfavorit. So auch diesmal. Der „Mozart der Badelatschen“ (Weltmeisterschaft 2014) hatte dank seines genialen Händchens bis zum Duell mit Ockert alle sechs Duelle gewonnen. Um ihn zu überflügeln, musste Letzterer Deisinger unbedingt schlagen, was nach dem 14:14 mit zwei Einzelpunkten in Folge gelang. Bei jeweils 6:1 Erfolgen kam es zum Tiebreak – auch hier gab Ockert beim 4:4 mit dem Klodeckel die bessere Figur ab und machte die zwei entscheidenden Zähler, womit der Vorjahressieger mit Blumentopf-Untersetzern entthront war.
Durch die Klobrille betrachtet: Ein bisschen verrückt muss man sein, um an der Klodeckel-WM des TTC Muggensturm teilzunehmen!
Die beiden Duelle auf Augenhöhe stellten jedenfalls nach einhelliger Meinung der Zuschauer eine „Werbung für die Schönheit und Faszination des Klodeckel-Hochleistungssports“ dar: Ockert verstand es selbst mit dem weißen Plastik, Schupfbälle fast wie mit dem Schläger übers Netz zu zirkeln und schaufelte immer wieder die Vorhand-Topspins des nicht minderbegabten Ex-Weltmeisters Deisinger auf die Platte zurück. So ergaben sich viele spektakuläre Ballwechsel zwischen den beiden Virtuosen.
„In Bad und WC ist alles okay mit 00“ – das gilt auch bei der Klodeckel-WM: Sieger Thomas Ockert beherzigt den alten Werbespruch und pflegt sein Spielgerät systematisch mit Schlägerspray und Schwamm!
Rang drei sicherte sich Thorsten Büchler (5:2). Obwohl er bei seinem Klodeckel auf seine üblichen Noppen verzichtete, konnte der Vorjahres-Vizeweltmeister als einziger Ockert bezwingen und erneut eine Medaille ergattern. Bernd Appel (4:3) folgte hauchdünn hinter Büchler. Zu seiner Entlastung brachte der TTC-Schlägerexperte vor, dass es nur deshalb einmal zu „00“ als Resultat fern des WCs kam, weil er die Absenkautomatik des Deckels daheim vergessen hatte – und sein Schläger sei trotzdem noch schwerer gewesen als die Leichtbau-Modelle, die manche Athleten vorher frisch erworben hatten. Auf ein Lamento, nicht genügend breites Kantenband für seinen Klodeckel zu haben, verzichtete Appel dankenswerterweise.
Schöne Dekoration ist nicht alles – musste TTC-Materialwart Benjamin Hertweck feststellen, der nicht „alle Scheiße weghauen“ konnte.
Gerüchte, der neue Weltmeister habe alle Klodeckel in der Region aufgekauft, um den „Porsche unter den Klodeckeln“ zu finden, dementierte Ockert nach seinem Triumph vehement. Eine Sammlung an Deckeln habe er nie anlegen wollen – daher spendete der Champion den als Weltmeister verliehenen „Braunen Klodeckel“ ebenso an den Bauhof in Muggensturm wie alle WM-Teilnehmer ihre neuen Spielgeräte. Der Bauhof verwendet die Sachspenden – kein Witz – bei Umbauten in der Gemeinde.
Uli Deisinger besitzt für alles ein gutes Händchen: Der Rekordweltmeister gibt auch mit Klodeckel eine super Figur ab.
Der mit Hartmut Metz fünftplatzierte Benjamin Hertweck (beide 3:4) konnte das Motto auf seinem Klodeckel – „Hau weg die Scheiße“ – selten an der Platte umsetzen. Die Verlierer wünschten sich auch schon während der laufenden Begegnungen statt „Schönes Spiel“ nur noch „Sch… Spiel“ – die Schlusslichter fanden den Ersatz für die normalen Schläger ohnehin „einfach Sch…“. Das Spielgerät für 2018 steht wohl so früh wie noch nie fest und soll zur Fußball-WM passen. Innerhalb der Kommission Internationaler Stammtisch-Sportler (KISS) wurde noch nicht viel verraten – die Muggensturmer raunen allerdings etwas von „Pflegemittel“ und Bundestrainer „Jogi“ Löw solle als Sponsoren-Vertreter nach Muggensturm eingeladen werden. Ob Nivea das Niveau bei der Fasnachts-WM anheben kann?