„Meine Entscheidung war aus jeder Hinsicht goldrichtig“, zieht Luca Merz ein äußerst positives Resümee und bezieht dies grinsend nicht nur auf die „Verbesserung meiner Fahrkünste“. Ein neuer Sebastian Vettel wurde aus dem Ottenauer dadurch zwar noch immer nicht, aber statt Formel 1 zu fahren, kann der 19-Jährige nun Tischtennis in der Bezirksklasse spielen.

Luca Merz begeistert über sein Freiwilliges Soziales Jahr beim TTC Muggensturm

Spaß nicht nur an der Platte:
Luca Merz mit seinen Schützlingen der Muggensturmer Tischtennis-AG.

„Diese Künste haben sich auch verbessert“, erkennt der bisherige B-Klassen-Spieler genauso „Fortschritte durch konstantes Training“. Ein Jahr lang beschäftigte sich Merz nämlich jede Woche 39 Stunden lang mit Sport. Unter anderem leitete er die Tischtennis-AG des TTC Muggensturm an der Albert-Schweitzer-Schule. Die Teilnehmer waren begeistert. Tom Klumpp und seine Eltern bedankten sich beim Abschied mit einem Geschenk an den „Bufdi“.

Der Tischtennis-Bezirk hatte ihn für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) gewonnen – als dritten Murgtäler in Folge nach Steffen Egner (TV Weisenbach) und Maximilian Fischer. Dem Gernsbacher stand zeitgleich als „Kollege“ für den Süden des Bezirks der Bühlertäler Marius Burkart zur Seite. Solokämpfer Egner hatte Merz schon in Vorgesprächen darauf eingestellt, „dass ich viel Zeit mit Autofahren verbringe, was angesichts der frühen Stundenpläne an den Schulen und zwölf Einsatzstellen kein Wunder war“, befindet der 19-Jährige mit Blick auf die wöchentlichen 300 Kilometer auf der Straße.

Bei seinem Ottenauer Vereinskameraden ist Werner Pfeiffer einmal mehr voll des Lobes: Merz sei ein „erneuter Glücksgriff“ gewesen, meint der langjährige stellvertretende Vorsitzende des Bezirks. Pfeiffer bedauert alleine, dass es ab September keinen Nachfolger gibt. Wolfgang Lorenz vom TV Bühl hatte bereits wieder alles in die Wege geleitet, um die Abwicklung der Finanzen mit den unterstützten Vereinen und Schulen zu übernehmen. Die intensive Suche förderte zunächst einen Kandidaten zutage – doch der sprang dann „leider ab“, bedauert Pfeiffer. Im Schuljahr 2019/2020 soll jedoch wieder ein Abiturient an die Platte gehen.

Merz kann jedem Sportinteressierten das FSJ „nur empfehlen“, obwohl der Verdienst letztlich nur „bei zwei bis drei Euro pro Stunde“ liege. Wichtiger ist ihm der „soziale Aspekt: Ich habe über das Jahr viel an Lob und Dankbarkeit bekommen, was mir immer wieder Motivation gegeben hat, mich bei der Gestaltung der Sportstunden anzustrengen. Und im Nachhinein kann ich behaupten, es gibt wohl kein besseres Gefühl, als wenn die Kinder nach einer Trainingseinheit oder AG, die man geplant und geleitet hat, erschöpft, aber glücklich und zufrieden aus der Halle gehen und sich schon auf nächste Woche freuen“.

Neben den Nachwuchs-Trainingsabenden bei seiner Spvgg Ottenau, den TTF Rastatt, dem TV Bühl und der TTG Bischweier übernahm der Murgtäler auch außer in den genannten Orten Schul-AGs in Gaggenau, Muggensturm und Selbach. In Staufenberg war Merz sogar im Kindergarten im Einsatz. Donnerstags von neun bis elf Uhr erwarteten ihn die Kleinkinder „jede Woche aufs Neue sehnsüchtig und winkten mir schon ganz aufgeregt zu, sobald ich das Grundstück betreten habe“, erinnert er sich besonders gerne an die Station. Seine Kindergarten-Schützlinge waren für die schnellste Rückschlagsportart noch zu jung. Wichtig war ihm daher, mit Bewegungsspielen samt „koordinativen Teilen“ die Sportlichkeit der Vier- bis Sechsjährigen zu fördern. Unter anderem seien „Klassiker“ wie „Reise nach Jerusalem“ oder „Der Fuchs geht um“ zum Einsatz gekommen.

Bei der Betreuung von bis zu 16 Kindern an den Schulen seien „Kreativität und Flexibilität gefordert“, stellte Merz fest – und ein Stück Frustrationstoleranz. „Anfangs hatte ich manchmal absolut keine Lust mehr, wenn ich nachmittags heimkam, aber weiterfahren musste. Aber mit der Zeit kommt dann alles in seinen Rhythmus und man besitzt mehr Geduld“, sagt der angehende Pforzheimer Student in BWL-Personalmanagement und ergänzt schmunzelnd: „Mit der Zeit kennt man auch seine Rabauken und lässt sich nicht mehr so leicht aus der Ruhe bringen.“

Persönlich habe ihn das Jahr daher weitergebracht. Und neue Interessen entdeckte der bisher schmächtige Merz ebenso mit regelmäßigem Fitness- und Krafttraining. Nicht zu vergessen eine Aktivität, die trotz der neuen Fahrkünste das Auto ersetzen könnte auf Strecken bis 21 Kilometer: „Zusätzlich bin ich meinen ersten Halbmarathon gelaufen, bei welchem ich überraschend in meiner Altersklasse Erster wurde“, erzählt Merz und verspricht zum Schluss, zumindest bei der Spvgg Ottenau als Jugendtrainer weiter aktiv zu bleiben und Kinder für Tischtennis zu begeistern.