Muggensturm Tischtennisspieler zu Gast bei den befreundeten Bogenschützen in Oberweier
Beim Tischtennis geht es auch um Schießen und Treffen. Mancher Abwehrball wird auch im hohen Bogen zurückgelegt. Insofern besteht eine sehr entfernte Verwandtschaft zum Bogenschießen. Dass die Hälfte der 2,74 Meter langen Tischtennisplatte aber ein deutlich leichter zu treffendes Ziel bildet als die Scheiben und die Schaumstofftiere mit dem Pfeil, mussten die Spieler des TTC Muggensturm rasch beim Oberweirer Bogensportverein erkennen. „Es herrschte immer große Freude, wenn man mal einen Treffer landete und eine Spitze im Ziel steckte“, bekannte Frank Woelke und amüsierte sich ebenso über den Spott seiner Kameraden, die jeden Fehlschuss feixend kommentierten.
Woelke war sich dennoch einig mit den anderen Pingpong-Artisten: „Bogenschießen ist echt super“, befanden auch Patrick Mayer und Xenia Maier. Die Nachwuchstalente priesen vor allem das Führungs-Trio des OBSV: „Wenn etwas nicht funktionierte, haben sie uns gleich geholfen.“ Die „Profis“ Michael Schimpf, Michael Ganz und Sebastian Bähr gaben selbst dem Ungeübtesten mit einer Engelsgeduld Tipps – „etwas höher, über das Ziel zielen“, „den Bogen mehr spannen“, „etwas nach links halten“ –, auf dass jeder zwei oder drei Erfolgserlebnisse hatte und auf dem kleinen Rundgang eines der insgesamt 28 Tiere traf. Und im Gegensatz zu den Laien entdeckten sie rasch mit wachem Auge jeden noch so tief im Gehölz entwichenen Pfeil und sammelten diese ein.
Der erst 2016 gegründete Bogensportverein hat auf dem weitläufigen Areal ein kleines Paradies für Bogenschützen geschaffen. Mittlerweile dienen neben den Scheiben auch 28 Schaumstoff-Tiere als Ziele eines Parcours im und am Rande des Waldes. Zwischen Plastik-Wolf, Schlange oder dem Fuchs ist hier leicht Abstand zu halten – und strenge, schriftlich fixierte Regeln, die zu unterschreiben sind, galten schon vor Corona, damit auch wirklich nichts ins Auge geht. Obwohl besonders der 3-D-Parcours die Fans der „Sehne“ anzieht: Mehr als die derzeit rund 80 Mitglieder will die Vorstandschaft um Vereinsboss Michael Schimpf gar nicht haben. Schließlich soll jeder Bogenschütze seinem Hobby ausreichend frönen können. Auf rund 40 bis 50 Leute schätzt er den „harten Kern“, der regelmäßig an Wettbewerben bis hin zu Landes- und deutschen Meisterschaften teilnimmt oder bei Arbeitseinsätzen hilft.
„Manche kommen, verlieren die Euphorie und gehen wieder nach einem halben Jahr“, berichtet der Vorsitzende mit Blick auf die Fluktuation der restlichen Mitglieder. Nur für Scheidende kann ein Neuer nachrücken. „Die Nachfrage ist groß. Allein in den vergangenen zwei Wochen fragten zehn Leute an“, erzählt Schimpf. Aspiranten abseits der Jugendlichen schaut er sich mit seinem Stellvertreter Michael Ganz und Sportwart Sebastian Bähr ganz genau an. Treffsicherheit allein ist kein ausreichendes Kriterium für die Aufnahme. „Chaoten, die auf Tiere schießen wollen, brauchen wir hier nicht“, stellt das Trio klar, dass sie jeden genau ins Visier nehmen und keiner den Bogen überspannen darf. Wohltuende Stille soll auf dem versteckten Areal nicht nur herrschen, weil es hier oben keinen Handy-Empfang gibt.
Eine Bewährungschance bekommen jedoch alle neugierigen Sportinteressierten. Nach Absprache mit dem OBSV können Gruppen am Sonntag (ab 10 Uhr) einen Schnupperkurs vereinbaren. Um einen ganzen Tag lang auf dem Tier-Parcours Jagd auf den Schaumstoff-Wolf, den kletternden Luchs oder einen Neuzugang wie die Eule machen zu dürfen, nimmt der Bogenschützenverein nur zehn Euro.
TTC spendet Bälle als kleine Ziele
Den Tischtennisclub hat Schimpf jedoch eingeladen. Die Pingpong-Artisten aus dem Nachbarort versorgen den befreundeten Verein immer mit den 40 Millimeter kleinen Zelluloidbällen. Die stellen selbst für die Treffsichersten unter den Oberweierern aus 50, 60 Metern eine größere Herausforderung dar als die putzigsten Schaumstoff-Kriechtiere.
„Demnächst zeigt ihr aber uns, wie es mit dem Schläger geht“, betont Bogenschützen-Chef Schimpf beim Abschied. Der Gegenbesuch muss aber noch warten. Derzeit sind die Sporthallen in Muggensturm noch gesperrt – und im kleinen Ausweichquartier, der Alten Kelter, kann der TTC nur zwei Platten aufstellen. Nach den Sommerferien wird aber hoffentlich alles wieder besser und die Tischtennisspieler haben wieder so viel Spaß an ihrem Sport wie bei dem Ausflug nach Oberweier.