Es war der Abend der Außenseiter. Beim Champions Tour-Finale, das der TTC Muggensturm am Sonntag ausrichtete, sicherten sich Aleksandr Karakasevic und Kilian Ort etwas unerwartet die Gruppensiege. Die beiden Nationalspieler dominierten die topgesetzten Akteure Ruwen Filus und Stefan Fegerl in der Vorrunde. Die Legenden Jörgen Persson, fünffacher Weltmeister, und Jean-Michel Saive, Einzel-Europameister, bewiesen indes Spielwitz und Humor.
Beim Endspiel merkte der aufmerksame Zuschauer schnell, dass der Gesamtsieg der durch Deutschland ziehenden Champions Tour keine Nebensache ist. Wurde in der Vorrunde noch mehr Wert auf schöne Ballwechsel gelegt – gerade von den Legenden Persson und Saive – waren „Kara“ und Kilian Ort konzentriert bei der Sache. Beim großen Finale der Tour sollte sich ein begnadetes linkes Händchen gegen die lehrbuchreife Technik Kilian Orts durchsetzen. Der 42-jährige Karakasevic benötigte gerade 15 Minuten, um seinen 20 Jahre jüngeren Widersacher zu bezwingen. Die physische Fitness Orts wusste der stämmige serbische Europameister mit Ballgefühl auszugleichen.
In der Vorrunde war das Turnier von traumhaften Ballwechseln und einigen Überraschungen durchzogen: So verpasste der nominell Beste des Felds, Ruwen Filus, die Qualifikation fürs Endspiel. Die Nummer 20 der Weltrangliste hatte Tischtennis-Urgestein Jean-Michel Saive zwar in einem sagenhaften Spiel geschlagen, danach aber kein Rezept gegen Karakasevic. Der mehrfache Mixed-Europameister spielte mit punktgenauen, schwer zu sehenden Platzierungen und schlug Abwehrspieler Filus 3:1. Als Sieger der Herzen in dieser Gruppe dürfte allerdings „Jean-Mi“ gelten, der mit einer unbändigen Laufbereitschaft gegen Filus agierte und durch kleine Einlagen immer wieder für Lacher im Publikum sorgte. Spielerisch war er seinen Kontrahenten jedoch unterlegen.
Auch in der zweiten Vorrunden-Gruppe schied der Topgesetzte aus: Der neuerliche Champions League-Gewinner Stefan Fegerl unterlag zu Beginn unerwartet mit 3:0 gegen Kilian Ort, sodass ihm der Sieg über den langjährigen China-Schreck Jörgen Persson auch nicht mehr half. Ort war an diesem Abend schlicht zu gut aufgelegt. Dennoch antwortete der 22-jährige auf die Frage von TTC-Präsident Hartmut Metz, wann er denn Ausnahmespieler Timo Boll schlagen könne schmunzelnd „vielleicht, wenn Timo in den 50ern ist…“ An diesem Abend war Ort jedoch verdientermaßen Sieger der Gruppe B. Der fünffache Weltmeister Jörgen Persson wusste dies auch nicht zu verhindern, beeindruckte bei der 1:3-Niederlage aber, fast wie Saive, mit tollen Bällen aus der Ballonabwehr und präzisen Schnittbällen.
Hernach ließen die sechs Profis den Abend mit einigen TTC-Funktionären im „Da Fabrizio“ ausklingen. Der 1. Vorsitzende Hartmut Metz fand das Turnier „äußerst sehenswert“ und geht davon aus, dass der Tischtennisclub durch die Veranstaltung wieder „Werbung für den Tischtennissport“ betreiben konnte. Etwas im Kontrast dazu fanden sich bei schwülem Wetter nur rund 200 Zuschauer auf den Tribünen ein. Diese kamen aus dem Applaus jedoch kaum heraus und freuten sich über die Fannähe der Tischtennisspieler, die zigfach Autogramme gaben und sich fotografieren ließen. „Einigen aus dem Kreis dürfte etwas Großes entgangen sein“, ließ der Bezirksvorsitzende Klaus-Peter Wallner im Anschluss wissen.