Tischtennis-Phänomen des TTC Muggensturm: Alban Stolz hält selbst mit „Urenkeln“ mit

Von Hartmut Metz

Bereits zum 75. Geburtstag hatte Alban Stolz ein T-Shirt mit dem Spruch „Alter schützt vor Tischtennis nicht!“ als Geschenk von seinem TTC Muggensturm erhalten. Fünf Jahre danach zu seinem 80. Geburtstag am 1. März besitzt der Satz noch mehr Berechtigung denn je: Der Wahl-Ötigheimer steht weiterhin an der Platte seinen Mann und misst sich in der zweituntersten Liga, der Kreisklasse C, mit Tischtennisspielern, die seine Urenkel sein könnten.

Zwei trainingsfleißige Generationen:
Der 80-jährige Alban Stolz und der siebenjährige Jonas Glasstetter.

„Echt krass“, fand es etwa der 17-jährige Jan Funk, als er vergangene Woche erfuhr, dass sein Gegner in wenigen Tagen in sein neuntes Lebensjahrzehnt geht. Stolz hatte das wieselflinke Talent des TTV Au am Rhein in den Entscheidungssatz gezwungen. Die Matchbälle gingen hin und her. Am Schluss jubelte Jan Funk, als er den letzten Ballwechsel zum 16:14-Sieg über den TTC-Altmeister verwertete. Der 17-Jährige zollte dem Mitspieler „enormen Respekt, dass er in dem Alter noch so fit ist“.

In der Form von vor fünf Jahren hätte der junge Auer gar keine Chance gegen ihn gehabt. Vor seiner Schulteroperation war der dreifache Vater so gut wie nicht zu schlagen. In der ersten Mannschaft des TTC galt der Spitzenspieler als Bank und verlor so gut wie nie ein Einzel in der Kreisklasse A, der viertuntersten Liga. „Da konntest du fünf harte Topspin nach dem anderen abfeuern, bei denen du immer bei jedem glaubtest, der schlägt ein – doch Alban stand an der Platte ungerührt da und blockte den Ball zurück, als sei nichts drin gewesen“, erinnert sich ein Mannschaftskamerad an das schier hoffnungslose Spiel gegen die „Gummiwand“.

Bis in seine 70er hinein räumte der Spätberufene Titel bei den Senioren ab. Erst mit 30 hatte der frühere Fußballer des SV Germania Bietigheim das Leder mit der kleinen Zelluloidkugel beim TuS Bietigheim getauscht. Durch enormen Trainingsfleiß verbesserte sich Stolz rasch und heimste auch Erfolge für den Rastatter TTC und die TTG Ötigheim ein. Selbst heute vergeht fast kein Tag, an dem der Tischtennisverrückte nicht in Hausschuhen an die Platte schreitet: „Ich trainiere jeden Tag im Keller“, erzählt der Wahl-Ötigheimer von seinem Pensum im heimischen Untergeschoss. „Zehn Stunden in der Woche sind es wohl mit dem Roboter“, sagt der Jubilar schmallippig – viele Ballwechsel schätzt er mehr als viele Worte. Dazu gesellen sich die Spiele in der dritten Mannschaft des TTC Muggensturm und zweimal Training mittwochs und freitags, wenn der Familienvater Zeit dafür findet.

In Südbaden zählte Stolz bis zu seiner Schulteroperation zu den Spitzenkräften, räumte zahllose Titel im Einzel wie im Doppel mit Rudi Kölmel ab und qualifizierte sich regelmäßig für die deutschen Senioren-Meisterschaften seiner Altersklassen. Als 73-Jähriger noch die Nummer eins in Muggensturm, verhalf er mit 75 der ersten Mannschaft des TTC im dritten Paarkreuz mit zahllosen Siegen zum Aufstieg in die Bezirksklasse.

Deutlich schlechter wurde es erst nach einer Schulter-Operation. Seitdem bekommt der Altmeister beim Schmettern den Arm nicht mehr hoch genug – sein gefürchtetes Blockspiel beschert dem drahtigen Rentner aber weiterhin ein paar Siege auf Position eins des TTC III. „Langsam geht’s wieder“, stellt der Jubilar eine Verbesserung am Schlagarm fest. Auch wenn er sich nach Niederlagen nicht viel anmerken lässt und stets grimmig-stoisch dreinschaut, „spannt’s schon an“, den Gegnern im Vergleich zu früher deutlich häufiger gratulieren zu müssen. Den Spaß an seinem Lieblingssport hat sich Stolz dadurch aber nicht vermiesen lassen. Er bekennt zwar: „Ich verliere nicht gerne – aber wenn ich verliere, dann mit Anstand!“ Sein Ehrgeiz bleibt, der Jubilar brennt weiter für seinen Sport. Als er zum Geburtstag Präsente seines TTC überreicht bekam und über alte Zeiten fabuliert wurde, kündigte der 80-Jährige an: „Mein Knie und meine Schulter werden besser. Ich komm nochmal und will in die Erste!“